Dieter Roth. Selbstturm; Löwenturm
Weit über tausend kleine Fotos und Videostills zeigen in einem übergrossen, schmalen Hochformat die obsessive Arbeitsweise und ungeschönte Ästhetik Dieter Roths, ohne dass es wie ein Buch von Roth aussieht. Dokumentiert wird ein einst in toto verkaufter Basler Arbeitsraum Roths, in dem über viele Jahre hinweg sporadisch zwei Serien von Kleinskulpturen – die «Selbst» und die «Löwen» – aus Schokolade und Zucker gegossen und auf turmartigen Gestellen gelagert wurden. Seit Roths Tod 1998 blieben die langsam zerfallenden Skulpturen zugänglich, bis eine technische Panne mit dem Raumklima 2007 eine (an sich paradoxe) Restauration notwendig machte. In dem monumentalen Buch sind Roths repetitive Fotos der Skulpturen in zwei Kolonnen pro Seite in Originalgrösse ausgelegt, die kleineren Videostills in drei Kolonnen. Die Wiedergabe des Materials ist sehr direkt; im Essayteil kommen Faksimiles der von Roth schriftlich fixierten Kauf- und Nutzungsbedingungen dazu. Trotz der rigiden Struktur ergeben sich in den Seitenlayouts vereinzelte Unregelmässigkeiten und Pausen, und die kinematografische Darstellungsweise bringt geschickt den für das Werk elementaren Faktor Zeit ins Spiel.