GAIJIN OMOIDE POROPORO HIKARI
Ein mittelformatiges Fotobuch mit plastifiziertem, orange-goldenem Hardcover präsentiert die Identitätssuche des Protagonisten als eine Entzifferungsarbeit an kulturellen Symbolen und sprachlichen Ambiguitäten, deren Nachvollzug sich den Betrachtenden als reizvolle Herausforderung stellt. Die 120 Fotos aus drei Werkserien des schweizerisch- japanischen Fotografen David Favrod, immer einzeln mit viel Weissraum auf einer rechten Seite platziert, wirken auf Anhieb rätselhaft. Es gibt gefundene, stark inszenierte, digital bearbeitete oder von Hand bemalte oder beschriftete Fotos. Die in die Bilder hineinmontierten Titel suggerieren zwar klare Bedeutungen, sind aber oftmals so abstrakt, dass der Zusammenhang zum gezeigten Inhalt vage bleibt. Eine teilweise Aufklärung geben zahlreiche Kommentare am Ende, die in einer grossen Schrift spiegelverkehrt so gedruckt sind, dass sie durch das leicht transparente Papier hindurch entziffert werden müssen. Favrod erläutert, wie er aus der Schweiz heraus eine japanische Identität zu rekonstruieren suchte, wobei er sich neben Familienfotos (mit Schweizer Vater und japanischer Mutter) u.a. auf Kriegerzählungen der Grosseltern aus Kobe und auf japanische Populärkultur stützte. Es ist berührend zu lesen und wirft ein neues Licht auf viele Bilder, eröffnet aber auch Gedankenspielräume für die Lesenden, um über die kulturelle Konstruktion ihrer eigenen Identität nachzudenken
