A–A’, B–B’

A–A’, B–B’
 

Ein schwerer, dreiteiliger Katalog in einem grauen Kartonschuber spiegelt die Konzeptkunst von Simon Starling mit buchgestalterischen Mitteln und wird dabei selbst zu einem skulpturalen Objekt. Die künstlerische Arbeit befasste sich mit einem grossen Gemälde von Tiepolo (1696–1770), das heute in zwei auseinander geschnittenen Teilen in Edinburgh und Turin (Sammlung Agnelli) existiert. In zwei Ausstellungen in Glasgow und Turin zeigte Starling originalgrosse Kopien des jeweils fehlenden Teils – dazu ein Stück eines von ihm entzwei geschnittenen Fiat 125 (ein von Giovanni Agnelli favorisiertes Modell). Für den Katalog wurden beide Gemäldeteile Stück für Stück auf die Seiten eines je eigenen Buchs übertragen. Beide Bücher enthalten auch eine dem jeweils fehlenden Teil entsprechende Anzahl von weissen Seiten. Die Umschläge zeigen einen Teil des Fiat, und auf der Innenseite illustriert ein kleines Schema, wie sich die Buchseiten zum Gemälde zusammensetzen. Doch das ist alles; es gibt keine weiteren Texte, Legenden oder Seitenzahlen, sondern es handelt sich um reine Reproduktionen von Gemälden, die zerschnitten und in Schweizer Broschur zusammengeheftet wurden. Als dritter Teil kommt ein dünnes, schwarzweisses Heft dazu, das alle Informationen enthält. Die performative Geste gelingt, und obwohl sich das Objekt bestens in Büchersammlungen einfügen wird, ist es nicht dekorativ, sondern selbstbewusst und verspielt. Die alte Frage, was ein Buch sei, wird in unerwarteter Weise neu gestellt.

Herausgeber
Simon Starling, Berlin (DE); Norm, Zürich
Autoren
Simon Starling, Berlin (DE); Fulvio Ferrari, Torino (IT);
Aidan Weston-Lewis, Edinburg (UK)
Gestaltung
Norm – Dimitri Bruni, Manuel Krebs, Ludovic Varone, Zürich (CH)
Druck
Musumeci S.p.A., Quart (IT)
Verlag
ArchivorumxM, Berlin (DE)
ISBN
978-3-00-072212-7