Zenker
In diesem mittelformatigen Fotoband mit schwarzem Halbleinen, der die deutsch-kamerunische Familie Zenker über fünf Generationen porträtiert, arbeitet die Gestaltung geschickt Exotismen und Konflikte der deutschen Kolonialismus-Geschichte heraus. Während die Vorderseite des Umschlags mit geprägtem Ledermuster und Familiennamen sowie einem dunklen Dschungel-Foto ebenso klischiert wie enigmatisch wirkt, erweist sich auf der Rückseite der Familiengründer – der Botaniker und Kolonialist Georg August Zenker –in einer Briefpassage von 1896 als Wilderer und Elfenbeinhändler, der die Lokalbevölkerung äusserst herablassend behandelte. Ohne ein explizites Urteil zu fällen, sind damit Grundlage und Tonfall für den ganzen Band gelegt, der ein Dutzend Briefe Zenkers (auf schwarz-weissen Textseiten) mit historischem Fotomaterial und ganzseitigen Farbfotos seiner heute lebenden, durchgängig dunkelhäutigen Nachkommen kombiniert. Die neuen Fotos muten bisweilen zwar etwas konventionell dokumentarisch an, doch mit den alten Briefen ergeben sich spannungsgeladene Zusammenstellungen, die vielfältige Fragen über post-koloniale Bedingungen aufwerfen. Das heterogene Material wird mittels eines ebenso durchdachten wie unangestrengten Rasters integriert, und die Briefe sind in der typografischen Umsetzung leicht zugänglich, ohne dass charismatische Eigenheiten wie Hervorhebungen und Durchstreichenden verloren gehen.
