Dannenroeder Forst
Eine grosse, braun-orange Mappe mit zehn loose ineinandergelegten Blättern, auf denen der Modefotograf Joachim Mueller-Ruchholtz die Umweltaktivistinnen und -aktivisten des Dannenroeder Forst dokumentiert, überträgt das Thema der Arbeit gekonnt ins Format: Die mittig gefalteten Blätter, die jeweils zwei bis vier ganzseitige Fotos zeigen, können nach Belieben geordnet werden und reflektieren so die auf Hierarchien verzichtende Lebensweise der Aktivistinnen. Dass die Blätter aufgrund ihrer Leichtigkeit fast wie Laub verweht zu werden drohen, erinnert an die ungefestigte Struktur der improvisierten Waldsiedlung, die während eines Jahres die Abholzung für eine Autobahn zu verhindern suchte. Die Mappe mit übergrosser Schrift mutet auf den ersten Blick zwar etwas dominant an, lässt sich aber auch als Geste der Zurückhaltung verstehen, da sie auf ein Titelbild verzichtet und den politischen Aktivismus nicht als Prestigeobjekt herumzeigt. Auf der Innenseite der Mappe ist ein Gespräch des Fotografen mit Beteiligten aus dem Wald abgedruckt, was sein persönliches Interesse am Fall verdeutlicht. Er präsentiert sein Werk ohne jegliche Unterstützung von Kuratorinnen oder Kritikern – eine starke Haltung. Wie auch in anderen Publikationen der diesjährigen Auswahl fordert die Gestaltung die Buchform heraus.
