Charles Linsmayer
Spezialpreis Vermittlung 2017
Es darf doch nicht sein, dass das literarische Gedächtnis der Schweiz sich auf die paar wenigen Namen der ganz prominenten Autoren beschränkt und man in der Schweiz die Literatur aus den anderssprachigen Landesteilen ignoriert! Vielleicht liesse sich so der Anlass der Erregung umschreiben, die das unermüdliche Wirken des Literaturkritikers und Literaturhistorikers Charles Linsmayer antreibt. Er sieht sich als Anwalt der Vergessenen. Dabei ist für ihn das Vergessen nur eine Form von Unachtsamkeiten und Unrecht, denen Schriftstellerinnen und Schriftsteller ausgesetzt sein können. Charles Linsmayers Wissen über die feinste Verästelungen der Literatur aus der Schweiz und ihre manifesten und ihre verborgenen Schätze, ist schier unerschöpflich. Seine vielen Autorenporträts fügen sich zusammen zu einer demokratischen Literaturgeschichte der Schweiz, in der die Randfiguren die gleiche sorgfältig dokumentierte Wertschätzung geniessen wie die Stars. Zu einem herausragenden Literaturvermittler wurde Charles Linsmayer vor allem als Literaturkritiker, Herausgeber, Anreger von Übersetzungen, Ausstellungsmacher und als Organisator von Lesungen. Er betreute mehrere grosse Buchreihen, die Werke der Schweizer Literatur wieder greifbar machen: «Frühling der Gegenwart» (30 Bände), «Weisses Programm Schweiz», «Reprinted by Huber». Wenn Namen wie Annemarie Schwarzenbach, Kurt Guggenheim, Cécile Ines Loos (wieder) einen Klang haben oder wenn S. Corinna Bille, Maurice Chappaz, Guy de Pourtalès oder Felice Filippini auf Deutsch gelesen werden, dann ist dies auch das Verdienst von Charles Linsmayer. Als eingeschworener Einzelkämpfer versucht er, ein wachsendes Desinteresse der Literaturwissenschaft an der Schweizer Literaturlandschaft auszugleichen und stellt sich der Schnelllebigkeit des Literaturbetriebs entgegen. Er macht die Schweizer Literaturszene besser mit sich selber bekannt. Damit stärkt er deren Selbstbewusstsein und damit die Voraussetzung für deren Aussenwirkung.