Romance Berberat

Awarded

Romance Berberat

'Nous travaillons sans accident depuis 135 jours', Diplomkollektion (2010)

Modedesign

Jurybericht

Firsthand
Die Di­plom-Kol­lek­ti­on 'Nous tra­vail­lons sans ac­ci­dent de­puis 135 jours' ('Wir ar­bei­ten seit 135 Tagen un­fall­frei') von Ro­mance Ber­be­rat auf den ers­ten Blick nicht of­fen­sicht­lich ver­ständ­lich. Zwar deu­tet der Titel schon einen Zu­sam­men­hang mit der Ar­beits­welt an (in ge­fähr­li­chen Fa­bri­ken und Werk­stät­ten wer­den die un­fall­frei­en Tage ge­zählt und neue Re­kor­de be­lohnt), aber was genau es mit die­sen alten, be­reits ge­tra­gen an­mu­ten­den Klei­der­stü­cken auf sich hat, muss erst ent­deckt wer­den.
Erst ein­mal: Es sind keine schon ge­tra­ge­nen Klei­der. Dies stellt man spä­tes­tens fest, wenn man die Klei­der in den Hän­den hält und sie be­fühlt. Es sind nur die bes­ten Ma­te­ria­li­en. Bei ge­naue­rer Be­trach­tung stellt man auch eine erst­klas­si­ge Ver­ar­bei­tung der Nähte und Ab­schlüs­se fest. Das In­ter­es­se ist ge­weckt und lang­sam kann man das Kon­zept, das hin­ter der Män­ner-Kol­lek­ti­on steckt, nach­voll­zie­hen.
Ro­mance Ber­be­rats Aus­gangs­la­ge ist ihr In­ter­es­se für den Stel­len­wert schlech­ten Ge­schmacks in zeit­ge­nös­si­schem Mo­de­de­sign. Dafür be­such­te sie eine Hoch­burg der ein­fa­chen, nicht mit Be­deu­tung auf­ge­la­de­ner Mode: die länd­li­che Ge­gend. In ihrem Hei­mat­dorf im Jura macht sie Bil­der von ihrem Vater und auch von an­de­ren Män­nern in ihrer Ar­beits­klei­dung. Das­sel­be macht sie am Ort des so­ge­nann­ten guten Ge­schmacks; in der Stadt mit ihren Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­nern.
Dar­aus re­sul­tiert nun eine Kol­lek­ti­on, die von der länd­li­chen Ar­beits­klei­dung aus­geht und der Mo­de­de­si­gne­rin er­laubt, sie der zeit­ge­nös­si­schen Mode im Schnitt an­zu­pas­sen. Bei­be­hal­ten hat sie die Far­big­keit und die Form der je­wei­li­gen Pro­to­ty­pen der Ar­beits­klei­dung. So wer­den bei­spiels­wei­se Over­alls in eine schlan­ke Linie ver­engt, die XXL Flies­ja­cke wird zu Skin­ny­jeans und die etwas zu enge Fa­brik­schür­ze unter dem tail­lier­ten Bla­zer ge­tra­gen.
Mit viel ge­stal­te­ri­scher Si­cher­heit und tech­ni­schem Kön­nen ist Ro­mance Ber­be­rat in ihrer Di­plom­ar­beit dem Thema des schlech­ten Ge­schmacks spie­le­risch und auch iro­nisch nach­ge­gan­gen, indem sie dem städ­ti­schen Blick die länd­li­che Selbst­ver­ständ­lich­keit ge­gen­über­stellt. Die Frage stellt sich: Ist der selbst­be­zo­ge­ne Blick eines Städ­ters au­to­ma­tisch der des guten Ge­schmacks?
Anna Nie­der­häu­ser

Biografie

Romance Berberat
Geboren
1982
Ausbildung
Fashion designer

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