Valentin Brustaux

Awarded

Valentin Brustaux

Schrift 'Tiina'

Grafikdesign

Jurybericht

Buchstaben-Verwandtschaften
Wie ent­wi­ckelt man eine Schrift, die fürs Lesen lan­ger Texte ganz be­son­ders ge­eig­net ist? Der Gra­fi­ker und Schrif­ten­ent­wick­ler Va­len­tin Brus­t­aux, der an der Gen­fer Ecole des arts dé­co­ra­tifs ein Gra­fik­stu­di­um ab­ge­schlos­sen hat, be­zeich­net seine Schrift­fa­mi­lie 'Tiina' als Re­sul­tat einer 'rhyth­mi­schen Re­cher­che'. Brus­t­aux' Ziel war es, eine neue, in­ter­es­san­te, gra­fisch ko­hä­ren­te und den­noch gut les­ba­re Schrift zu ent­wi­ckeln, die sich von be­ste­hen­den Schrif­ten ab­hebt. Va­len­tin Brus­t­aux be­zieht sich in sei­ner Me­tho­dik auf den hol­län­di­schen Gra­fi­ker und Ty­po­gra­fie-Do­zen­ten Ger­rit No­ord­zij, der mit 'The stroke of the pen: fun­da­men­tal as­pects of wes­tern wri­ting' (1982) eine breit re­zi­pier­te Un­ter­su­chung ver­öf­fent­lich­te. Mit sei­ner Schrift­fa­mi­lie 'Tiina' hat Brus­t­aux an der Uni­ver­si­tät Rea­ding (GB) einen Mas­ter in Schrift­ge­stal­tung er­wor­ben. In An­leh­nung an No­ord­zij be­tont Brus­t­aux, dass es ihm vor allem um die Sys­te­ma­tik der For­men gehe. Er hat sich bei sei­ner Re­cher­che einen spe­zi­fisch 'kal­li­gra­fi­schen' Stil an­ge­eig­net und die­sen so­lan­ge ver­ein­facht und sys­te­ma­ti­siert, bis dar­aus die For­men­spra­che von 'Tiina' ent­stan­den ist. Die Buch­sta­ben sind so ge­zeich­net, dass sie ein Ma­xi­mum an ge­mein­sa­men Ei­gen­schaf­ten tei­len. Brus­t­aux vi­sua­li­siert dies über­zeu­gend, indem er seine Buch­sta­ben-Krea­tio­nen über­ein­an­der legt: 'e' und 'n' sind die Grund­buch­sta­ben, auf denen die meis­ten üb­ri­gen Buch­sta­ben ba­sie­ren. Die Run­dun­gen beim 'e' er­ge­ben die Run­dun­gen der an­de­ren Buch­sta­ben; mit Aus­nah­me der Se­ri­fen stim­men die Buch­sta­ben 'q' mit 'b' über­ein, das­sel­be gilt für 'd' und 'p'. Es braucht ein ge­schul­tes Auge, um sol­che Fein­hei­ten und den ei­gen­stän­di­gen Cha­rak­ter der Schrift zu wür­di­gen. 'Tiina' drängt sich nicht in den Vor­der­grund, bleibt dis­kret und will sich dem Text und der Les­bar­keit un­ter­ord­nen. Dass die von Brus­t­aux ent­wi­ckel­te Schrift so selbst­ver­ständ­lich wirkt, ist das Re­sul­tat einer auf­wän­di­gen und sorg­fäl­ti­gen Ent­wick­lungs­ar­beit. 'Tiina', vom Type Di­rec­tors Club 2008 mit einem 'Cer­ti­fi­ca­te of Ex­cel­lence' aus­ge­zeich­net, ist beim Schrif­ten­ver­lag 'Our­Ty­pe' er­hält­lich.
Peter Stoh­ler

Biografie

Valentin Brustaux
Geboren
1978
Ausbildung
Typeface Designer (MA of Arts in Typeface Design)
Graphiste

Web