Über den Jahrgang 2007
Mit dem in den 40er Jahren durch Jan Tschichold angeregten Wettbewerb Die schönsten Schweizer Bücher schuf sich zu Beginn der schweizerische Verlegerverband und seit mehr als 30 Jahren das Bundesamt für Kultur ein Instrument, um alljährlich die besten Buchproduktionen auszuwählen. Ging es in den Anfängen vor allem darum, die Buchproduktion zu steigern, stellt sich der Wettbewerb heute zur Aufgabe, die Qualität der Buchgestaltung in der Schweiz zu fördern und die prämierten Bücher einem breiten Publikum im In- und Ausland vorzustellen. Prämierte Bücher sind das Resultat einer Jurierung, abhängig von Richtlinien, Zulassungsbestimmungen und Jurykriterien, die unweigerlich auch für Ein- und Ausschlüsse stehen. Die alljährliche Selektion widerspiegelt dadurch sehr genau die wechselnden Qualitätsanforderungen und Rahmenbedingungen des Wettbewerbs. Nicht nur der Modus der Juryzusammensetzung hat sich mit den Jahren geändert, sondern auch die Anzahl der Mitglieder des Auswahlgremiums. Seit Anfang Jahr ist die Wettbewerbsjury weitgehend neu besetzt und zählt erneut fünf Mitglieder, gleich viel wie die allererste im Jahre 1944 eingesetzte Jury. Bis zu 15 Juroren umfasste das Gremium in den 70er Jahren. Die Reduktion von sieben auf fünf Mitglieder und die Aufhebung der Spezialjury geschah im Rahmen des vom Bundesrats geforderten und beschlossenen Aufhebung etlicher ausserparlamentarischer Kommissionen und Jurys und führte zu einer Verschmelzung der Eidgenössischen Designkommission mit der Jury Die schönsten Schweizer Bücher.
Die fünfköpfige, international besetzte Jury unter dem neuen Vorsitz von Cornel Windlin hat aus den 408 Einsendungen 27 Publikationen als Die schönsten Schweizer Bücher ausgezeichnet. Die Bücher wurden hinsichtlich grafischer Gestaltung und Typografie, ihrer technischen Beschaffenheit in der Qualität des Druckes und des Einbandes, der buchbinderischen Verarbeitung sowie den verwendeten Materialien begutachtet. Was ein Buch zu einem auszeichnungswürdigen Buch macht, ist in den jeweiligen Juryberichten nachzulesen. Ein Interview mit den Jurymitgliedern, Spezialisten aus den verschiedenen Disziplinen der Buchgestaltung, Buchherstellung und Vertrieb, gibt erstmals einen erhellenden Einblick in die bei der Auswahl berücksichtigten Kriterien sowie über die aktuellen Trends. Der Schwerpunkt der Bewertung lag in diesem Jahr auf der Innovation und Originalität oder, um es in den Worten des Jurypräsidenten zu sagen, auf der und der grafischen Konzeption. Alljährlich finden die gekürten schönsten Schweizer Bücher auch auf dem internationalen Parkett eine erfolgreiche Bestätigung. Am Wettbewerb Schönste Bücher aus aller Welt in Leipzig sind dieses Jahr so viele Schweizer Bücher wie noch nie ausgezeichnet worden. Mit einer Goldmedaille (Walter Keller [Hg.], Ein Tag im Leben von), zwei Bronzemedaillen (Fabian Biasio, Margrit Sprecher, Die Mitte des Volkes und Vitra AG, Vitra. The Home Collection) sowie einem Ehrendiplom (Dorothea Strauss (Hg.), Carsten Nicolai. Static Fades) gehen gleich vier Würdigungen an Schweizer Bücher. Damit hat die Schweiz als einziges Land vier Medaillen geholt.
Neben Ausstellungen und Rahmenveranstaltungen im In- und Ausland bildet der Katalog eine wichtige Plattform, um über aktuelle Fragen und Probleme im buchgestalterischen Schaffen kritisch nachzudenken. Was können uns die prämierten Bücher zeigen, und wie repräsentieren sie die schweizerische Buchgestaltung? Was ist mit den leidenschaftlichen Debatten passiert, die innerhalb und ausserhalb profilierter Fachzeitschriften in den '60er Jahren über die Schweizer Grafik und Buchgestaltung geführt worden sind? Der vorliegende Katalog Die schönsten Schweizer Bücher 2007 bildet den Anfang einer auf drei Jahre angelegten Trilogie und versteht sich als Impulsgeber für die Wiederbelebung eines neuen und aktiven Diskurses. Die zur Ausstellungseröffnung im Museum für Gestaltung Zürich erscheinende Publikation wurde in diesem Jahr zum ersten Mal von Laurenz Brunner konzipiert und gestaltet. Für die gesamte editorische Arbeit zeichnet er gemeinsam mit dem Literaturwissenschafter Tan Wälchli verantwortlich. Lagen in den letzten drei Jahren produktionsspezifische Aspekte im Vordergrund, so richtet diesmal eine reichhaltige Palette an spannenden Essays den inhaltlichen Fokus auf relevante Themen und Beobachtungen rund um das Buch und die Buchgestaltung. Wir dürfen auf die Fortsetzung in den nächsten Jahren gespannt sein.
Ziel ist es, eine lebendige und anregende Auseinandersetzung mit dem Medium Buch, seiner Gestaltung, seinen Representations- und Produktionsbedingungen in allen Facetten zu führen.
Nach neun Jahren organisatorischer Betreuung des Wettbewerbs Die schönsten Schweizer Bücher verlasse ich das Bundesamt für Kultur mit einem lachenden und weinenden Auge und breche auf zu neuen Ufern. Ich darf den Stab aber weitergeben und wünsche meiner Nachfolge genauso viel Begeisterung, Interesse, Bereicherung und Wirkungskraft, wie ich sie während der letzten Jahre erleben durfte.
Mirjam Fischer, Kunsthistorikerin
Verantwortlich für den Wettbewerb Die schönsten Schweizer Bücher
Bundesamt für Kultur, Bern