Über den Jahrgang 2006
Gold, Silber und Punk
Mirjam Fischer
Nicht nur im Skispringen holte die Schweiz in dieser Wintersaison mit Simon Ammann WM Gold, sondern auch in der Disziplin Buchgestaltung konnten beachtliche Erfolge verzeichnet werden. Das Echo hallte über die Grenzen hinaus, wie sich an der Leipziger Buchmesse zeigte. Eine international besetzte Jury zeichnete von 545 Büchern aus 33 Ländern je eine Publikation mit einer Goldenen Letter, eine mit der Goldmedaille, zwei mit Silbermedaillen, je fünf mit Bronzemedaillen und Ehrendiplomen aus. Zwei Medaillen gingen an Bücher aus dem Schweizer Wettbewerb: Der Atlas of Novel Tectonics erhält die Goldene Letter und die Schweiz damit seit 1991 zum dritten Mal die überhaupt höchste aller Auszeichnungen im internationalen Gestaltungswettbewerb. Zugleich steht mit dem Titel zur Wohnungsbewegung Wo-Wo-Wonige! eine Dissertation auf dem zweiten Podestplatz und kann eine der zwei Silbermedaillen entgegennehmen. Ein guter Grund zum Feiern!
Die BookStars der Stunde des vom Bundesamt für Kultur (BAK) veranstalteten Schweizer Buchgestaltungswettbewerbs waren Tania Prill und Alberto Vieceli aus Zürich. Aus der Hand dieses Gestalterteams stammen gleich drei prämierte schönste Schweizer Bücher, darunter der Juryliebling Hot Love. Swiss Punk & Wave 1976–1980, und gleichzeitig ist ihnen auch der Jan-Tschichold-Preis in der Höhe von 15’000 Franken zugesprochen worden. Mit diesem Preis ermöglicht es das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) der Jury jedes Jahr, eine Persönlichkeit, eine Gruppe oder eine Institution für eine hervorragende Leistung im Bereich der Buchgestaltung auszuzeichnen.
Insgesamt wurden 398 Publikationen zum Wettbewerb Die schönsten Schweizer Bücher eingereicht. Unter dem Präsidium von François Rappo hat die siebenköpfige Jury dieses Jahr 33 Bücher prämiert. Beurteilt werden die Wettbewerbseingaben hinsichtlich Konzeption, grafischer Gestaltung und Typografie, ferner nach der Qualität des Drucks und der technischen Beschaffenheit des Einbandes, der buchbinderischen Verarbeitung und den verwendeten Materialien. Ebenso wichtige Kriterien sind Originalität und Innovation in der Buchumsetzung.
Unter den Prämierungen finden sich viele in Inhalt, Form und Produktion sehr sorgfältig edierte Bücher aus Kunst und Kultur, einem Bereich, der traditionell der Buchherstellung grössere Aufmerksamkeit schenkt und dafür mehr finanzielle Mittel aufwendet. Aber es finden sich auch einige höchst spannend umgesetzte Sachbücher, beispielsweise eine Dissertation, ein Atlas mit aufwendigem Kartenmaterial oder ein Geschäftsbericht. Ebenfalls ein breites Spektrum findet sich bei den Buchdimensionen: Vom kleinformatigen, zierlichen Notizbuch bis hin zum übergrossen Atlas oder zum tausendseitigen Künstlerbuch ist alles vertreten. In gestalterischer Hinsicht auffällig ist die Häufigkeit einer harten Schwarz-Weiss-Typografie und interessant der wiederholte Einsatz insbesondere zweier Schriften, nämlich der zeitgenössischen Akkurat und der historischen Fleischmann.
Erfreulicherweise zeigt es sich, dass der vom BAK durchgeführte Wettbewerb immer wieder und in verschiedenster Hinsicht auf grosses Interesse stösst und ein breites Echo auszulösen vermag: Die Selektion der schönsten Schweizer Bücher, bisher immer in den beiden Schweizer Designmuseen (Museum für Gestaltung und Kunst Zürich und mudac in Lausanne), im Centre Culturel Suisse in Paris und an den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig zu sehen, konnte ihre Reiseziele letztes Jahr erweitern: als neue Stationen sind London (Design Museum) und zum Teil durch private Initiativen entstandene Ausstellungsorte in Amsterdam, Brüssel und Wien hinzugekommen.
Ein weiterer Grund zur Freude ist der vorliegende Katalog, auch er spielt eine grosse Rolle in der Vermittlung des Wettbewerbs, dessen Realisierung zum dritten und letzten Mal in den Händen von Laurent Benner und Jonathan Hares lag. Das Konzept beruht auf den Erfolgen der beiden vorangegangenen Kataloge und führt die Trilogie zu einem fulminanten Abschluss. Nicht nur wird die Idee der auf Originalpapier gedruckten acht Originalseiten wieder aufgenommen, sondern sie wird zusätzlich durch eine vollständige Thumbnail-Übersicht des Inhalts erweitert. Dadurch sind alle Seiten in kleiner Grösse und eine Seite in Originalgrösse und Originalfarbigkeit sichtbar und greifbar. Es entsteht ein umfassender Eindruck jedes prämierten Buches durch Material, Druckverfahren und Inhalt. Ohne die wiederum enge und anregende Zusammenarbeit zwischen den Grafikern und allen involvierten Produzenten und dem Papiergrosshandel hätte dieses Projekt nicht verwirklicht werden können.
Unser Dank gilt somit der grossartigen Unterstützung (mit Material, Arbeit und Ideen) durch die Drucker aller prämierten Bücher und den Papierfirmen Munkedals Arctic Papers AB, Antalis AG, Inapa Schweiz AG / Baumgartner Papier, M-real Biberist und Fischer Papier AG.
Und ohne den tatkräftigen Beistand und das anhaltende Wohlwollen der Buchbinderei Burkhardt und der Druckerei Odermatt gegenüber dem Bücherwettbewerb hätte ein erfolgreicher Abschluss des Projekts ebenso wenig vollzogen werden können. Auch ihnen gebührt unser herzlicher Dank! Nun bleibt nur noch zu sagen: Hand aufs Buch und los!