Ueli Hirzel

© BAK / Charlotte Krieger

Ueli Hirzel

Pionier des zeitgenössischen Zirkus

Schweizer Preis Darstellende Künste 2024

Ueli Hirzel, 1949 in Wetzikon (ZH) geboren, begann seine lange Zirkuslaufbahn als Seiltänzer und Clown. Mit seiner künstlerischen Arbeit und seinem Engagement als Produzent ist er ein Pionier im zeitgenössischen Zirkus. Nach einer Lehre als Hochbauzeichner war er 1967 als Statist am Schauspielhaus Zürich tätig, arbeitete anschliessend als Bühnenarbeiter und Regieassistent am Theater Neumarkt in Zürich und besuchte parallel eine Ausbildung in Schauspiel und Regie am Bühnenstudio Zürich, der Vorgängerinstitution der heutigen Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Ab 1972 liess er sich bei einem der ältesten Schweizer Zirkusse, dem Zirkus Stey, als Seiltänzer und Clown ausbilden und trat mit eigenen Nummern auf. 1979 gründete er zusammen mit Odette Kuratli seinen ersten eigenen Zirkus, den Varieté Zirkus Aladin; 1991 folgte der Cirque O, der poetisch, aber auch aufregend und frech den Zirkus mit Tanz und Schauspiel poetisch verband. Ueli Hirzel lebte lange in Frankreich, wo er zusammen mit Eva Bruderer den Residenzort Chateau Monthelon ‒ Atelier International de Fabrique Artistique aufbaute.

Ueli Hirzel lebt inzwischen wieder in der Schweiz. 2023 eröffnete sein Solo «Sandscapes» das Festival cirqu’Aarau. In diesem sehr persönlichen Stück reflektiert er sein Schaffen, den Zirkus und das Thema der Zeit. «Sandscapes» ist im Herbst 2024 bei Station Circus in Basel zu sehen und tourt in verschiedenen Ländern. Lange war Ueli Hirzel vor allem als Regisseur und Produzent tätig: Seine erste Gruppe Varieté Zirkus Aladin war 1980, 1981 und 1987 mit ihrem Zelt Bestandteil der ersten Ausgaben des Zürcher Theater Spektakel. In den 1980er Jahren erstand er in den Niederlanden ein historisches Spiegelzelt, mit dem er als Aladin’s Palace mit verschiedenen Programmen tourte, und in dem ab 1992 unter dem Namen Bar jeder Vernunft in Berlin bis heute Kabarett und Musical-Comedy gezeigt wird. Weitere Produktionen neben denen vom Cirque O (1991-1993) realisierte Hirzel unter dem Label Que-Cir-Que (1994-2000). Seit 2017 arbeitet Ueli Hirzel auch mit chinesischen Artisten und zeigte beispielsweise am Zürcher Theater Spektakel 2017 mit einem einstigen Topakrobaten «About Ding Yulei».

Ueli Hirzel ist Artist, Produzent und Direktor und vor allem Pionier. Eine Idee – sagt er – kann nicht ausgedacht werden, vielmehr ergreift sie einen, gibt keine Ruhe und weckt den unwiderstehlichen Drang sie zu realisieren. Ein kurzer Blick auf sein Schaffen macht deutlich: Ueli Hirzel wurde von ziemlich vielen Ideen heimgesucht. Sie manifestieren sich auf und hinter der Bühne. Aktuell tritt er in seinem Solo «Sandscapes» auf, mit dem Varieté Zirkus Aladin hat er Geschichte geschrieben und mit dem Residenzort Chateau Monthelon den Boden für zukünftiges Schaffen gelegt. Seit bald einem halben Jahrhundert prägt er unermüdlich und leise das nationale und internationale zeitgenössische Zirkusschaffen.

Johanna Hilari, Jurymitglied