Ivy Monteiro
Queere Ballroom-Aktivistin
Schweizer Preis Darstellende Künste 2024
Ivy Monteiro, 1987 in São Paulo (BR) geboren, lebt in Zürich, wo sie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) einen Bachelor in bildender Kunst mit Spezialisierung in Performance und Multimedia abschloss. Die queere Künstlerin schafft Bühnen-Performances, Videoarbeiten, Partys und Ballroom-Events mit internationaler Ausstrahlung. Sie unterrichtet Voguing, ist Aktivistin, bekannt als Mother Tropikahl Ivy Laveaux (Ex-Poderosa) und gilt als Mitgründerin der Schweizer Ballroom- und Voguing-Szene. Ivys Arbeiten werden in Galerien, Theatern und Museen wie Counterpulse (San Francisco) oder im Museum of Image and Sound in (São Paulo) sowie auf Festivals wie der Queer Biennial II (Los Angeles), Les Urbaines (Lausanne), dem Eco Futures Festival (London), am Zürcher Theater Spektakel (2021) oder bei der Eröffnungszeremonie des Schweizer Pavillons auf der Biennale in Venedig 2019 gezeigt. Ausserdem hat Ivy Monteiro den Verein Trans Safety Emergency Fund (TSEF) gegründet, der Transmenschen in Not finanziell unterstützt.
Ivy Monteiro entwickelt in ihren Auftritten mit den Mitteln von Tanz, Performance und Musik figurative und fluide Gestalten, in denen sie Themen wie Feminity und Gender vereint und in futuristisch-queere Formen führt. Auch interpretiert sie vermeintliche Ahnen und Spiritualität neu. Zusammen mit Wellington Gadelha, Choreograf:in und Performer:in aus Ivys Heimatregion in Brasilien, untersuchte sie in «Mira» (2024) am Tanzhaus Zürich mittels Voguing und Tänzen der Afro-Diaspora im Nordosten von Brasilien, wie sie miteinander kommunizieren können. Entstanden ist ein kraftvolles Stück in einem Strudel aus Symbolen und rituellen Bewegungsmustern. Am Tanzhaus Zürich zählt sie zum Kompliz:innen-Team und erhält dort nicht nur Produktions- und Rechercheunterstützung, sondern gestaltet auch das Programm aktiv mit. «Las Templas», ein klangliches, visuelles und choreografisches Ereignis, zeigte Ivy 2021 in Genf im Rahmen von Emergentia im Théâtre de l’Usine. Ivy Monteiro produziert auch eigene Veranstaltungen mit einem Fokus auf ein QTIBIPOC-Publikum (Queer, Trans & Intersex, Black, Indigenous, People(s) of Colour).
Ivy Monteiro ist keine Architektin, obwohl sie konstant Brücken und Räume baut. Sie schlägt Brücken zwischen zeitgenössischen Tanz, Videokunst und Ballroom Kultur. Sie vermittelt ihr Wissen und ihre Erfahrungen. Sie verbindet afrodiasporisches Wissen und Perspektiven mit dem zukünftigen Kunstschaffen. Sie schafft sichere Räume für ihre Community. Und sie ermöglicht den Austausch zwischen der Mehrheitsgesellschaft und Queeren, Trans & Intersex, Black, Indigenous, People of Colour. Wenn Ivy künstlerisch arbeitet, tut sie dies stets auch als Aktivistin. Und sie arbeitet immerzu. Ihr Widerstand ist festlich, offen und liebevoll. Er strahlt die Schönheit von ihrem Mut und ihrer unerschütterlichen Geduld aus.
Johanna Hilari, Jurymitglied