Ntando Cele

© BAK / Charlotte Krieger

Ntando Cele

Unbequeme und humorvolle Performerin

Schweizer Preis Darstellende Künste 2023

Ntando Cele wurde 1980 in Durban (ZA) geboren. Sie studierte dort Schauspiel und absolvierte ab 2009 einen Master in Theater bei DasArts in Amsterdam. Sie lebt in Bern, wo sie 2014 zusammen mit dem Berner Lyriker und Rapper Raphael Urweider sowie dem Berner Komponisten und Musiker Simon Ho, der manchmal am Keyboard mit auf der Bühne steht, die Gruppe Manaka Empowerment Prod. gründete. In ihren Produktionen setzen sie sich mit Identität, Rassismus und Stereotypen auf humorvolle, charmante und teils gar aufrüttelnde Weise auseinander. Die Stücke, die das Publikum mit der eigenen Wahrnehmung konfrontieren, sind in der ganzen Schweiz − im Schlachthaus Theater Bern, an der Kaserne Basel, in der Roten Fabrik in Zürich, am Festival Belluard Bollwerk Freiburg, im Théâtre St. Gervais in Genf – wie auch im Ausland an Festivals und Gastspielhäusern in Amsterdam, São Paulo, Rio de Janeiro, Lille, Santarcangelo, Berlin oder Brüssel zu sehen. Ihr Solo «Go Go Othello» war zum Schweizer Theatertreffen 2021 eingeladen. Die Vorstellung musste jedoch pandemiebedingt abgesagt werden.

Seit 2005 entwickelt Ntando Cele Theater- und Performance-Projekte in Afrika und Europa. In ihren Arbeiten mischt sie Physical Theater, Videoinstallation, Stand-up-Comedy und Performance. In enger Zusammenarbeit mit Raphael Urweider und Simon Ho kombiniert sie in einem eigenen Stil Musik, Text und Video und sucht nach Identität und Authentizität in den Lebensgeschichten Schwarzer Künstlerinnen von gestern und heute. In Stücken wie «Black Off» (2016) thematisiert sie als Stand-up-Comedian Bianca White mit Witz den versteckten Rassismus im Alltag und seziert lustvoll Vorurteile und Stereotypen. In «Go Go Othello» (2020) schlüpft Ntando Cele, ausgehend von Othello, dem einzigen schwarzen Protagonisten des abendländischen Theaterkanons, in einem schäbig-glamourösen Nachtclub in die Rolle eines schwarzen Showgirls. In ihrem jüngsten Stück «SPAfrica» (2023), das unter der Regie von Julian Hetzel entstand und am Théâtre Vidy in Lausanne Premiere hatte, erforscht sie über das Thema Wasser, wie Kapitalismus und Rassismus verbunden sind.

Ntando Cele schont ihr Publikum nicht. Und wie sie in ihrer neuesten Produktion «SPAfrica» singt, ist sie gerne diejenige, die die Hand beisst, die sie füttert. Dieser Mut und diese Beharrlichkeit, gepaart mit einem breiten Spektrum an darstellerischen Fähigkeiten, machen ihre Arbeiten so stark. So ist es nicht verwunderlich, dass Ntando Cele diese nicht nur in verschiedenen Teilen der Schweiz, sondern auch an grossen Festivals und Gastspielhäusern im Ausland zeigt. Ihre Arbeit ist eine dringend nötige Herausforderung für die vorwiegend weisse Kulturszene Mitteleuropas und ihr Publikum. Und es ist Ntando Celes Virtuosität, die die Wirkung erzielt.

Nicolette Kretz, Jurymitglied