Joël Maillard
Seltsame Bühnen-Universen
Schweizer Preis Darstellende Künste 2021
Joël Maillard, geboren 1978 im Kanton Fribourg, lebt heute als Schauspieler, Regisseur und Autor in Lausanne. Bereits in jungen Jahren spielte er in einer Amateurtheatergruppe. 2004 schloss er seine Ausbildung am Konservatorium in Lausanne in «art dramatique» ab und schreibt seit 2006. Mehr als ein Dutzend seiner Texte wurden bisher auf Bühnen gebracht. Oft spielt er selbst in seinen Regiearbeiten, die eine eigenartige Welt zwischen Beckett und Science-Fiction erwecken. Um seine Texte zu inszenieren, gründete er 2010 die Compagnie Snaut, die von der Stadt Lausanne und dem Kanton Waadt in einem mehrjährigen Leistungsvertrag unterstützt wird. Manchmal schreibt Joël Maillard auch Stücke für andere und ist als Schauspieler in Produktionen in der Romandie zu sehen, beispielsweise von Robin Lescouët, Jean-François Peyret, Guillaume Béguin oder Denis Maillefer.
Joël Maillards Arbeiten irritieren und verführen durch einen ihm eigenen Humor, den er aus dem Rohmaterial seiner Stoffe entwickelt. Oft sind dies gefundene Objekte wie ein Karton in «Quitter la Terre», in dem Joëlle Fontannaz und Joël Maillard behaupten ihre Geschichte gefunden zu haben. Joëlle und Joël nehmen das Publikum mit auf eine Reise zu einem Lieblingsthema des Science-Fiction-Genres – zur Utopie einer neuen Gesellschaftsordnung. Das Erfolgsstück «Quitter la Terre» (2017) wurde 2018 an die Sélection suisse in Avignon und zum Schweizer Theatertreffen in Zürich eingeladen. «Les Univers» (2021) handelt von einer dilettantischen Popgruppe, die eine Anthologie an französischen Chansons unter dem Titel «D’autres mondes sont possibles Vol. 1» covern. Auch «Imposture Posthume» (2021) widmet sich einem fiktionalen Stoff eines im Jahre 2099 121 Jahre alten Joël Maillard. So verrückt wie seine Texte sind – die daraus entwickelten Bühnen-Universen faszinieren.
Joël Maillards Theater ist ein Versprechen. Nach den Lockdowns, die unseren Planeten in eine Welt verwandelt haben, die so seltsam ist wie die in seinen Texten, werden uns sein Talent als Geschichtenerzähler und Entdecker neuer Formen sowie sein unzähmbares Bedürfnis aufzudecken, was auf der Bühne noch nicht erlebt wurde, an das Wesentliche erinnern: die vereinende Kraft der Sprache, das begeisternde Kennenlernen des anderen und – trotz der unvermeidbaren Ernüchterung nach dem Erblassen der Utopien – unser unersättliches Verlangen, den Begegnungen des Möglichen jenseits der Lichtgeschwindigkeit eine Form zu geben. Sein Theater verspricht das Fest der kommenden Welten.
Georges Grbic, Jurymitglied