«LUMEN» / Jasmine Morand

Jasmine Morand - Entete
© BAK / Charlotte Krieger

«LUMEN» / Jasmine Morand

Eine Sinneserfahrung

Schweizer Tanzproduktion 2020

In dieser Kreation für dreizehn Interpretinnen und Interpreten zwischen 20 und 50 Jahren spielt Jasmine Morand mit dem Sehsinn des Publikums. Die bewegten Körper sind zunächst einzig in einem aufgehängten Spiegel zu sehen, der während der Aufführung des Stücks meistens geneigt ist. Auch die Bühnenfläche verändert mit der Zeit ihre Neigung, sodass die Tänzerinnen und Tänzer schliesslich ohne den Filter des Spiegelbildes erscheinen. Gleichzeitig wird das Licht immer heller, bis es beinahe blendet. Dieses Bühnendispositiv mit Spiegeln, die einen bildlichen Eindruck der Oberfläche mit den tanzenden Körpern als Gestaltungsmaterial und Reliefs entstehen lässt, haben wir bei Jasmine Morand schon in «MIRE» (2016) gesehen. Die Premiere von «LUMEN» fand Anfang September 2020 im Rahmen des Festivals La Bâtie statt. Am 20. September 2020 wurde das Stück ausserdem am Theater Le Reflet in Vevey aufgeführt.

Jasmine Morand

Die Choreografin Jasmine Morand wurde 1977 in Zürich geboren und lebt zurzeit in Vevey. Ihre choreografische Arbeit ist inspiriert von den bildenden Künsten und nutzt die neuen Technologien. Daraus entsteht ein vielfältiges Werk, das aus diesen sich stets wandelnden Bereichen hervorgeht. Nach einem Karrierebeginn als klassische Tänzerin bildete sich Jasmine Morand an verschiedenen europäischen Schulen wie der Académie Princesse Grace in Monaco oder Codarts in Rotterdam weiter. Jasmine Morand arbeitet auch für institutionelle Compagnien und ist Vizepräsidentin des Berufsverbands Danse Suisse. Sie ist Preisträgerin des Prix Danse 2013 der Fondation Vaudoise pour la Culture und des Label+ Romand – arts de la scène 2019 und residiert mit ihrer Comapgnie am Dansomètre in Vevey. 2008 gründet sie die Compagnie Prototype Status, die seit 2010 durch eine Vereinbarung mit der Stadt Vevey und seit 2016 durch den Kanton Waadt unterstützt wird.

Als Ergebnis der kaleidoskopischen Arbeit von Jasmine Morand, die sie 2016 mit der Produktion «MIRE» begonnen hat, zeigt «LUMEN» ein geschicktes Bühnendispositiv aus Spiegeln, Beleuchtung und wechselnder Neigung des Bodens. Das Stück entwickelt sich ständig und verwirrt die Wahrnehmung des Publikums nachhaltig. «LUMEN» ist kontemplativ und hypnotisch, eine Sinneserfahrung, geschaffen von einer grossen heterogenen Gruppe von Interpretinnen und Interpreten, die in flexiblen, organisch fliessenden und stets ändernden Formationen zu einem einzigen bewegten Organismus werden. In «LUMEN» verbinden sich Szenografie und Bewegung zu einem immersiven und innovativen Gesamtkunstwerk.

Marco Cantalupo, Jurymitglied