Pamela Rosenkranz

Pamela Rosenkranz
© Marc Asekhame

Pamela Rosenkranz

«Neben den kunsthistorischen Interpretationen gibt es noch viele andere Perspektiven, etwa biologische und psychologische Ansätze. Wie fühlen wir Menschen? Wie drücken wir das aus? Und wie beeinflussen wir einander? Kunst wirkt wie eine Membran, wie ein Medium, in dem wir uns diesen Fragen über das Menschsein stellen können, ohne sie direkt sprachlich zu verhandeln. »

«Mich interessiert, wie das Partikulare auf Mikroebene funktioniert – sei es bei Viren oder Pigmenten, die in die Haut eindringen.

 Pamela Rosenkranz
© Marc Asekhame

Pamela Rosenkranz (*1979 in Altdorf ) untersucht in ihren Arbeiten die Materialität und die biochemischen Prozesse, die unser Verhalten und unsere Wahrnehmung beeinflussen. Sie erforscht mit ihrer Kunst die Schnittstellen zwischen Natur und Künstlichkeit und hinterfragt, welchen Platz das Menschsein in diesen Beziehungen einnimmt.

Mit ihrer Installation Our Product (2015) bei der 56. Biennale von Venedig, wo sie die Schweiz vertrat, verwandelte sie den Schweizer Pavillon in ein multisensorisches Erlebnis. Der Raum war gefüllt mit einer rosa, viskosen Flüssigkeit und durchzogen von einem eigens entwickelten Duft. Im Zusammenspiel mit Audio- und Lichtarbeiten liess sie die Grenzen zwischen Körper, Identität und Umwelt verschwimmen. Die Arbeit untersuchte, wie Wahrnehmung durch kulturelle und chemische Einflüsse geformt wird, und demonstrierte Rosenkranzʼ Fähigkeit, ihr Publikum sinnlich und intellektuell zu fesseln.

Rosenkranz verwendet Materialien, die den menschlichen Körper und seine Verbindung zur natürlichen Welt reflektieren. Ihre Serie Firm Being (seit 2009) zeigt PET-Wasserflaschen mit hautfarbenem Silikon und thematisiert Reinheit, Identität und die Kommerzialisierung natürlicher Ressourcen. Die Alien Blue Windows (seit 2017) spielen mit einem leuchtenden RGB-Blau, das an Ozeane und die religiöse Symbolik des Himmels erinnert. Durch die Manipulation solch elementarer Farben setzt sie sich damit auseinander, wie biologische Evolution und kulturelle Prägung unsere ästhetischen Reaktionen formen.

In ihren Viagra Paintings (seit 2014) kombiniert sie medizinischeund künstlerische Elemente: Aluminiumplatten in unterschiedlichen, gewebefarbenen Tönen spiegeln neurochemische Prozesse wider, die mit Kreativität verbunden sind. Arbeiten wie Infection (2017) verwenden synthetische Pheromone, um unsichtbare Einflüsse auf Verhalten und Wahrnehmung zu beleuchten. Mit Healer (2019) entwickelte sie die Performance einer robotischen Schlange, die alte Symbolik und biorobotische Technologien vereinte. Diese Werke, gezeigt u. a. auf der Sharjah Biennale und dem Okayama Art Summit, beleuchten die Schnittstelle von Natur und Technologie im Anthropozän.

Das Werk von Pamela Rosenkranz ist innerhalb der zeitgenössischen Kunstproduktion ein eigener und unverwechselbarer Beitrag zu dem sich seit einigen Jahren radikal verändernden philosophischen und naturwissenschaftlichen Verständnis des Menschen und der Natur.

Rosenkranz absolvierte ihr MFA an der Akademie der Bildenden Künste Bern (2004) und studierte 2010 bis 2012 an der Rijksakademie in Amsterdam. Mit Old Tree, einer leuchtend roten und pinken Skulptur, schuf sie 2023 bis 2024 eine grosse Aussenskulptur auf der New Yorker High Line. Ihre Einzelausstellung House of Meme (2021) im Kunsthaus Bregenz widmete sich der Bedeutung von Memes als kulturelle Codes im Internet. Ihre Werke sind Teil bedeutender Sammlungen, darunter das Centre Georges Pompidou und das MoMA in New York. Ab Mai 2025 werden ihre Arbeiten in einer grossen Soloshow im Stedelijk Museum in Amsterdam gezeigt.