Caroline Bachmann

Caroline Bachmann

«Es ist nur eine Frage des Lichts!»

Statement der Jury

«Caroline Bachmann ist im Grunde eine konzeptuelle Malerin, obwohl ihre Bilder Landschaften, Blicke in den Himmel, menschliche Antlitze oder auch Mauern zeigen. Eine Aussage, die zunächst als Widerspruch erscheint, entlarvt sich bei genauer Analyse der Bilder als konzeptuelle Blickführung, die jedoch emotionale Momente im Bildgeviert bannt. Dieses Raffinement vom theoretischen Nachdenken über das Bild zur emotionalen Präsenz des Bildes findet die Jury auszeichnungswürdig, zumal diese Arbeit auch kunstgeschichtliche Aspekte innerhalb der Tradition der Malerei fortschreibt.»

© BAK, Marie-Eve Hildbrand / Terrain Vague, Lausanne

In collaboration with TERRAIN VAGUE
Images: Marie-Eve Hildbrand
Additionel Pictures: Papillon Coasne
Editing: Christine Brunner
Mixing: Jérôme Cuendet
Calibration: Jean-Baptiste Perrin
Translation: Janna Wiprächtiger, Isabelle Plouïdy Ueltschi, Sophie Laessle
Music: Lucie Mauch
Copyright Photography « My day with Caroline & Stefan » Catherine Gailloud Thanks to KMD Association

Caroline Bachmann, *1963 in Lausanne, lebt zwischen Cully und Berlin

Caroline Bachmann ist Malerin. Sie lebt in Cully und in Berlin, wo sie abwechselnd Zeit verbringt, um zu malen. Nach ihrem Studienabschluss an der Kunstgewerbeschule in Genf 1988 lebt und arbeitet sie in Barcelona und anschliessend in Rom. 2003 kehrt sie in die Schweiz zurück und seit 2007 leitet sie gemeinsam mit Peter Roesch den Studiengang Malen und Zeichnen an der Hochschule für Kunst und Design (HEAD) in Genf. Zusammen mit den Dozierenden setzt sie dort ein Projekt um, das sich mit der Bedeutung des Ateliers und den Begriffen von Freiheit, Autonomie und Austausch
auseinandersetzt.

Von 2004 bis 2014 arbeitet sie mit Stefan Banz zusammen. Gemeinsam gründen sie 2009 in Cully die Kunsthalle Marcel Duchamp (KMD) anlässlich eines Sympo­ siums über Duchamp und den nahegelegenen Forestay­Wasserfall, den der Künstler während einem Aufenthalt in der Schweiz fotografierte und in Étant donnés verarbei­ tete. Die KMD versteht sich in erster Linie als eine «konzeptuelle» Institution. Es ist ein Kleinstmuseum mit Blick auf den See, in dem Kunstschaffende ihre Werke
ausstel­ len können, aber auch ein Ort der Forschungs­ und Publikationstätigkeit.

Durch ein Forschungsprojekt über die Malerei, mit der sich Duchamp befasste, stiess Caroline Bachmann 2013 auf eine Künstlergruppe aus dem frühen 20. Jahrhun­ dert, die dem amerikanischen Dadaismus nahestand. In der Auseinandersetzung mit deren Werken und deren engen, transzendentalen Beziehung zur Natur findet sie zu einer synthetischen und traumartigen Bildsprache, die für ihre Werke typisch wird.

Sie beginnt, regelmässig im Atelier zu malen, arbeitet äusserst langsam und immer figurativ, mit dem Wunsch, die Entstehungszeit der Werke zu vertiefen, aus­ zuweiten oder sogar verschwinden zu lassen, und dabei bislang unentdeckte Grenzen zu erreichen. In der Ölmalerei, die sie sich für dieses Projekt selbst angeeignet hat, arbeitet sie mit einem dehnbaren, plastischen Zeitbegriff, der sich ihr durch diese neue Technik aus Überdecken und Transparenz eröffnet.

Mit derselben Technik widmet sie sich aber auch der Erforschung des Wetters, dies anhand einer eingehenden Untersuchung der feinen Nuancen in der natürlichen Umge­ bung. Ausgehend von Notizen, die sie im Freien macht – Linien, Farben, Licht, Tempe­ ratur – (re)konstruiert sie im Atelier das Bild und macht das Wetter sichtbar oder besser gesagt den Eindruck, den sie davon als Form, Erinnerung oder Empfindung erhielt.

Indem sie gleichzeitig an mehreren Bildern arbeitet, vervielfältigt und verknüpft sie Zeitlichkeit und Motive. Dennoch orientiert sich ihr Werk rational an gängigen Kategorien der Malerei: an der Landschaft und am Stillleben. Caroline Bachmanns Porträts von Künstlerinnen, die in der Schweiz oder im Ausland arbeiten, und von Künstlern der Vergangenheit stehen in einer Tradition, sind gleichzeitig aber auch Manifest. Ein Manifest für eine Malerei, die Orte, Zeiten und Figuren zusammenführt. Die Malerei von Caroline Bachmann wird zum Transportmittel, von dem wir nicht wissen, ob es uns in die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft bringt.